Im Laufe der vielen Jahre, die ich beruflich mit der Ausbildung von Jugendlichen und Erwachsenen verbracht habe, ist mir eine merkwürdige Entwicklung aufgefallen, die heute immer deutlicher wahrnehmbar ist. Und diese Entwicklung ist alles andere als positiv und wird am Ende sehr viele Probleme mit sich bringen.
Heute schon lässt sich beobachten, dass Kinder, Jugendliche wie auch Erwachsene unkonzentriert sind und selbst einfachste Dinge nicht mehr alleine schaffen. Heutzutage ist man der Überzeugung, dass man gerade Kindern und Jugendlichen eine »Medienkompetenz« verordnen muss, sie also frühzeitig mit allen möglichen Gerätschaften umgehen können müssen.
Nun sollte sich jeder einmal für sich überlegen, was sie denn glauben, was Medienkompetenz überhaupt ist.
Medienkompetenz bedeutet gemäß Definition:
»Medienkompetenz beschreibt die Fähigkeit einer Person, Medien den eigenen Bedürfnissen und Zwecken entsprechend sinnvoll zu nutzen und verantwortungsvoll mit ihnen umzugehen«.
Werden z. B. Smartphones denn sinnvoll und vor allem verantwortungsvoll genutzt? Eher nicht möchte ich meinen, denn wer Stunde um Stunde in den sozialen Netzwerken wie Facebook verbringt vergeudet die Zeit für etwas völlig Sinnloses und kann dementsprechend andere Dinge nicht mehr machen. Seit Jahren gibt es eine Entwicklung, die ich ehrlich gesagt nicht so ganz verstehe, denn wohin man auch kommt, starren die Leute auf ihre Smartphones, tippen wie wild auf der Tastatur und verschicken per WhatsApp Nachrichten, Fotos oder Videos. Dazu kommen dann die Plattformen oder wie ich sie nennen asoziale Netzwerke. Asozial deshalb, weil diese Dinge dazu führen, dass immer weniger Kontakt zu Menschen stattfindet. Es gibt tatsächlich Jugendliche und Erwachsene, die zusammen irgendwo hingehen und sobald sie am Tisch sitzen, holt jeder sein Smartphone aus der Tasche und befindet sich in einer ganz anderen Welt. Richtig toll wird es dann, wenn jemand einem anderen am Tisch dann eine Nachricht schickt! Um das ganze noch zu toppen werden Mahlzeiten fotografiert und die Bilder verschickt, weil man unbedingt zeigen will, dass man sich wohl schon ganz alleine Pommes Frites bestellen konnte. Anders ist dieses sehr merkwürdige Verhalten nicht erklärbar. Hätte ich als Jugendlicher Fotos von meinem Essen gemacht, den Film entwickeln lassen und diese Fotos dann an Freunde verschickt, hätten die mich zu recht für völlig irre gehalten.
Es ist eigentlich völlig egal wo man sich befindet, denn diese Bildschirmsucht ist überall zu beobachten: im Bus, in der Bahn, an Haltestellen von Bus und Bahn, in Arztpraxen, ja sogar in einer Bücherei! Wer in einem Bus oder im Zug ein Buch herausholt und liest, wird von den Mitreisenden – falls man überhaupt bemerkt wird – belächelt oder verständnislos angesehen.
Seitdem das ganze sogar weiter verschlimmert, zeigen sich auch seit Jahren schon die Auswirkungen dieser »Medienkompetenz« sehr deutlich. Kinder und Jugendliche leiden unter Konzentrationsschwäche, Schlaflosigkeit und demzufolge unter Tagesmüdigkeit und einem Leistungsabfall, was die Denkleistung anbelangt. Schüler und Studenten, die ihre Smartphones im Unterricht/bei Vorlesungen benutzen werden immer schlechter. Dazu gibt es mittlerweile hunderte Studien sowie Metastudien, die genau das beweisen.
Leistungen in Deutsch und Mathematik sind mittlerweile grottenschlecht, was sich insbesondere bei den Abiturienten zeigt, die in den Universitäten scheitern, weil sie das notwendige Wissen für eine Studienreife gar nicht erlangt haben.
Harald Martenstein hat 2012 auf Zeit-Online den Artikel »Der sibirische Tiger ist weniger bedroht als das Komma.«
So schreibt Harald Martenstein von seinem Erlebnis als Gastdozent, das wohl sehr deutlich macht, wie es um die Bildung steht. So schreibt er einen offenbar 2012 typischen Satz von Germanistikstudenten, die ihre Muttersprache absolut nicht beherrschen.
"Ich glaube das viele menschen gahr nicht Wissen wie schlimm es, um die Germanistik, Steht und das bei uns Germaitn Vieles verbessert werden, könnte??"
Mit diesem Satz habe ich gerade sehr viel Mühe gehabt, denn meine Finger haben sich auf der Tastatur regelrecht gesträubt diesen Satz so zu schreiben. Die Begründung, warum es denn zu solchen Missgeschicken kommen konnte, lieferten die Studenten. Eine Begründung, die bei mir nur ein Kopfschütteln auslöste: Sie schreiben Nachrichten mit WhatsApp wie sie wollen, also ohne Satzzeichen oder auf Rechtschreibung achtend! Ist WhatsApp jetzt Schuld daran, dass die Nutzer nicht mehr anständig schreiben können? Dann wäre wohl auch die Badehose Schuld daran, wenn der Träger nicht schwimmen kann…
Im Fach Mathematik gab es an Universitäten auch schon ein paar Anekdoten, über die man gar nicht wirklich lachen kann. So hat eine Professorin, die einen Kollegen vertreten hatte und eine Mathematikklausur hat schreiben lassen.
Das Ergebnis: 96 % der Studenten sind durchgefallen!
Die Studenten hatten nichts Besseres zu tun, als sich bei der AStA zu beschweren, weil sie der Meinung waren, dass die Klausur viel zu schwer gewesen wäre. Die Professorin jedoch sagte dazu nur, dass dieser Stoff nicht weiter ist als ein Grundwissen, das man ihnen an den Gymnasien hätte vermitteln müssen.
Nach weiteren 6 Wochen wurde die Klausur wiederholt, dieses Mal jedoch mit einer Benotung, die Auswirkungen auf die bisherige Benotung haben würde. Ergebnis dieser Klausur: 96 % Durchfallquote.
Sowohl die Germanistik- wie auch die Mathematikstudenten haben auf Lehramt studiert! Das sind dann unsere zukünftigen Lehrer.